WORTE SCHAFFEN WERTE! Fachtag des Landesfrauenrates Baden-Württemberg zum Thema Antifeminismus von Rechts in Baden-Württemberg

Dieser Fachtag am 15.11.2019 im Literaturhaus in Stuttgart beschäftigte sich mit einem der Schwerpunktthemen des Landesfrauenrates Baden-Württemberg diesen Jahres: »ANTIFEMINISMUS VON RECHTS«
Nach der Begrüßung durch unserer Zweite Vorsitzende Saskia Ulmer hissten wir gemeinsam mit den Teilnehmerinnen anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen die Fahne „frei leben ohne Gewalt“ und hielten das fotografisch fest. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken!
In ihrem Grußwort betonte Staatssekretärin Bärbl Mielich MdL, „…dass es höchste Zeit ist, den antifeministischen Strömungen massiv entgegenzutreten“ und bezog damit eindeutig Position gegen Antifeminismus und Rechtspopulismus. Es sei unabdingbar sich gegen diskriminierende Strömungen offen zur Wehr zu setzen und der wiederholten Reduzierung von Frauen auf ihre biologische Rolle entschieden entgegen zu treten. Weiter sagte sie: „wir Frauen müssen gemeinsam überlegen, wie wir in all den unterschiedlichen Bereichen Strategien entwickeln, um uns gegen die Roll back Bewegung zur Wehr zu setzen. Wir müssen mit unseren Erfahrung voneinander profitieren!“
Die zum Thema „Worte schaffen Werte – Antifeminismus von Rechts in Baden-Württemberg“ darauffolgende Podiumsdiskussion mit den Journalistinnen Nina Ayerle (Stuttgarter Zeitung), Johanna Henkel-Waidhofer (KONTEXT: Wochenzeitung), Maria Wetzel (Stuttgarter Nachrichten) und der Moderatorin Susanne Wetterich (Vorsitzende der Frauen Union Baden-Württemberg) beleuchtete unter anderem die subtilen Vorgehensweisen der Rechtspopulist*innen in Bezug auf Sprache und stellte klar, dass sich das gesellschaftliche Klima für die Arbeit von Journalistinnen insgesamt stark verändert hat.

 Die Journalistinnen sehen sich mittlerweile – je nach publiziertem Artikel – mit einer Flut von Anfeindungen konfrontiert, die unwürdiger nicht sein könnten. Sie werden dabei aufs Übelste beschimpft, niederträchtig betitelt und antifeministisch und rechtspopulistisch angepöbelt. Sehr offen kommen dabei überholte Geschlechterrollen zum Tragen, wie zum Beispiel die Überzeugung, dass Frauen sich „gefälligst“ auf ihre „angeborene Rolle“ als Mutter und Hausfrau konzentrieren sollten. Dabei bedienen sich die Protagonist*innen sehr geschickt der Nazi Rhetorik, um rechte Positionen gesellschaftsfähig machen zu können.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Teilnehmerinnen des Fachtages die Möglichkeit den Journalistinnen Fragen zu stellen. Dadurch ergab sich eine Debatte, die drei Schwerpunkte – nicht nur für die Arbeit der Journalistinnen – herausarbeitete:

  • Es ist extrem wichtig eigene Themen zu setzen, und somit Aufklärung leisten zu können. Es gibt viel zu wenig rechtliche Instrumentarien, die auf die besonderen Bedingungen und Wirkungen des Internets zugeschnitten sind. Es muss eine geschlechterdifferenzierte Erfassung von Cybergewalt in den Polizeilichen Kriminalstatistiken der Länder geben.
  • Immer noch gibt es eine latente Diskriminierung von Frauen innerhalb des deutschen Sprachsystems durch das Fehlen von Richtlinien für einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch. Frauen sind sehr häufig einfach „mitgemeint“ und werden dadurch systematisch „unsichtbar“ gemacht. Dadurch entsteht ein so genannter male bias, der zum ständigen gedanklichen Einbezug von Männern, jedoch nicht von Frauen führt.
  • Verharmlosung von Straftaten durch die dafür verwendeten Bezeichnungen. Zum Beispiel bewerten Staatsanwaltschaften die Tötung von Frauen oftmals nicht als Mord, sondern lediglich als Totschlag. Statt vom Femizid zu sprechen, sprechen Polizei und Justiz von Beziehungstaten oder einem Beziehungsdrama.
    Im Anschluss konnten die Besucherinnen des Fachtages aktiv in Diskussionen mit einer Expertin einsteigen und ihre eigenen Erlebnisse mit Angriffen von Rechts schildern.Thematisch war dieser Interaktive Teil der Veranstaltung in 4 Fachrichtungen aufgeteilt: Thementisch 1 mit Expertin Carmen Karr (freiberufliche Referentin und Trainerin) »Verbale Gewalt gegen Frauen in den Sozialen Medien (hate speech)«

Der Landesfrauenrat und alle Teilnehmerinnen engagieren sich gegen Hassreden, ein veraltetes Familienbild und überholte tradierte Geschlechterstereotype.

Der Landesfrauenrat und alle Teilnehmerinnen stehen für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und für vielfältige Lebensentwürfe.

Der Landesfrauenrat und alle Teilnehmerinnen stehen für den im Grundgesetz verankerten Auftrag der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Frauenrechte sind Menschenrechte und nicht verhandelbar!

Fotoquelle: Landesfrauenrat Baden-Württemberg