Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Krankheiten und gesundheitlichen Einschränkungen, nehmen den eigenen Körper in verschiedener Weise wahr und differieren hinsichtlich ihres Gesundheitsverhaltens, z.B. bezüglich der Vorsorge. Besondere Gefährdungen resultieren für Frauen jedoch auch aus gesellschaftlichen Rollenzuweisungen und spezifischen Situationen in Arbeitswelt und Familie. Frauengesundheit: zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung – lautet das Leitthema der LFR-Fachtage 2015. Die Dokumentation des Fachtags zu „Herausforderung Schwangerschaft und Geburt“vom 24. Apil 2015 sowie zahlreiche weitere Informationen zum Themenfeld Reproduktionsmedizin, Pränataldiagnostik und Geburtshilfe finden Sie hier.Die Frauengesundheitsforschung fordert eine Blickweise, die Unterschiede in Gesundheit und Krankheit zwischen den Geschlechtern angemessen berücksichtigt. Auch im Bereich Männergesundheit setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass eine geschlechtersensible Herangehensweise gerade im Bereich der Prävention unerlässlich ist Nur eine gender-gerechte Gesundheitsstrategie wird zielführend sein und wirtschaftlich angemessen agieren können.
Ausgehend von den Handlungsempfehlungen des im Oktober 2000 vom Sozialministerium BW vorgelegten Frauengesundheitsberichts Baden-Württemberg hat der Landesfrauenrat bereits seit 2004 gefordert, ein „Gesamtkonzept Frauengesundheit“ zu erarbeiten. Darin sollen Standards für eine frauenspezifische Gesundheitsversorgung festgeschrieben und Instrumente zu deren Implementierung in der Gesundheitspolitik des Landes zu entwickelt werden. In den Stellungnahmen des Landesfrauenrats Baden-Württemberg zur Konzeption „Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg“ (2009) sowie zum Gesundheitsleitbild Baden-Württemberg (2014) und mit seinem Delegiertentagsbeschluss vom 24. April 2015 hat der LFR dies wiederholt angemaht.
Geschlechterdifferenzierte Perspektive in der Gesundheitspolitik und in der Ausgestaltung des Gesundheitswesens
In der Gesundheitspolitik ist die Einbindung einer geschlechterdiffenzierten Perspektive eine Notwendigkeit, um die Benachteiligungen von Frauen bei Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge sowie die finanziellen Nachteile aufgrund des durchschnittlich geringeren Entgelts zu vermeiden. Die notwendige (Weiter-)Entwicklung des geschlechterdifferenzierten Ansatzes beinhaltet insbesondere die Umsetzung der Erkenntnisse geschlechtsdifferenzierter Gesundheitsforschung;
– die Unterstützung geschlechtsspezifischer Ansätze in der Prävention und der Gesundheitsförderung;
– die Förderung Ressourcenorientierter Ansätze, die auf Kompetenzstärkung zielen;
– Einbeziehung der Praktikerinnen aus der Frauengesundheitsberatung und -therapie;
– Berücksichtigung spezifischer Gefährdungen und Ressourcen der Geschlechter;
– Schaffung gewaltfreier Lebenswelten für Frauen und Kinder;
Berichterstellung über aktuelle geschlechtsdifferenzierte Forschung in Baden-Württemberg.
Pflege
Angesichts der demographischen Entwicklung kommen der Pflege älterer Menschen und der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zunehmende Bedeutung zu. Frauen sind besonders betroffen. Aktuell hat der LFR im Rahmen der Verbändeanhörung der Enquetekommission „Pflege in Baden Württemberg zukunftsorientiert und generationengerecht gestalten“ am 24. Juli 2015 zentrale Aspekte und Forderungen vorgetragen – zum Nachhören in der Landtags- Videoaufzeichnung (Minuten 29:00 bis 36:00)
Politisch Verantwortliche und AkteurInnen der Pflegepolitik müssen sich besonders einsetzen für:
– alternative Wohnformen im Alter und deren finanzielle Unterstützung;
– den Ausbau wohnortnaher ambulanter Pflegeangebote – vor allem auch im ländlichen Raum;
– eine vernetzte gemeindenahe Versorgung auch bei schwerer Pflegebedürftigkeit, da die Menschen in ihrer häuslichen Umgebung versorgt und gepflegt werden wollen;
– eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
sowie grundsätzlich für die Gewährleistung der Pflegequalität:
– kein Ersatz der notwendigen professionellen Pflege durch Hilfskräfte und Ehrenamtliche;
– Weiterentwicklung der Ansätze einer kultur- und gendersensiblen Pflege;
– „Fair Care“
Gesundheitspolitik: Rückkehr zur Paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung
Der Landesfrauenrat erwartet von der Landesregierung Baden-Württemberg, dass sie sich im Land und im Bundesrat für ein weiterhin paritätisch finanziertes Versicherungssystem in der gesetzlichen Krankenversicherung einsetzt und die mit der Reform eingeführte einseitige Belastung der Versicherten ablehnt, da diese Kostensteigerungen allein von den Arbeitnehmer/innen zu bezahlen sind.