Pressemitteilung vom 30. Juni 2016
Unwirkliche Debatte zur Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen im Landtag – mal wieder ein Schlag ins Gesicht der Frauen
Die SPD-Landtagsfraktion hatte heute eine Debatte zu Equal Pay im baden-württembergischen Landtag angestoßen. Es ging darum auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass Frauen, selbst bei gleicher Arbeit, immer noch weniger verdienen als Männer. Die nachfolgende Debatte war aus Sicht des Landesfrauenrats an Zynismus nicht zu überbieten.
Während die CDU-Fraktion sich die Entgeltlücke klein rechnete, verleugnete die AfD-Fraktion in der Debatte die Lohndiskriminierung von Frauen gänzlich.Dazu erklärt Manuela Rukavina Vorsitzende des Landesfrauenrats: „Es ist unredlich, diese Lohnungerechtigkeit und die zu Grunde liegenden Strukturen kleinrechnen zu wollen. Das von Ministerin Schwesig eingebrachte und von der CDU seit Monaten verhinderte Entgeltgleichheitsgesetz ist ein wichtiger Schritt, um Transparenz für Frauen zu schaffen. Wir reden hier auch lediglich von Transparenz – da geht es noch gar nicht um die Beseitigung von mittelbarer und direkter Diskriminierung – man sieht aber an der Debatte, welche Wertigkeit Gleichstellungs-politik in Baden-Württemberg mal wieder hat.“ Die Äußerungen der CDU-Fraktion, dass das Thema Entgeltgleichheit bei jungen Frauen kein Thema mehr sei, stuft der Landesfrauenrat als äußerst zynisch ein: denn die Entgeltlücke wächst mit der Dauer der Berufstätigkeit.
Die AfD-Fraktion verstieg sich sogar dazu, Frauen die falsche Berufswahl vorzuwerfen. Dazu kommentierte Manuela Rukavina weiter: „Es ist ein Schlag ins Gesicht der Frauen und der ganzen Gesellschaft, wenn den Frauen ihre Berufswahl vorgehalten wird. Die Frage ist doch, was uns z.B. die sozialen Berufe und gute, gleichwertige Arbeit wert sind.“ „Es bleibt eine erhebliche Verdienstlücke – von der Entgeltgleichheit sind wir – insbesondere hier im Ländle weit entfernt!“ Da kann die AfD noch so lange diese Realität leugnen. Und die CDU sollte endlich ihre nicht nachvollziehbare Blockadehaltung aufgeben und dafür sorgen, dass allen Frauen das Recht auf Transparenz gewährt bekommen“ kommentiert Vorsitzende Manuela Rukavina.
Der Landesfrauenrat fordert daher die schnellstmögliche Verabschiedung des Entgeltgleichheitsgesetzes, welches Unternehmen verpflichtet ihre Entgeltpraxis transparent zu machen.
Hintergrundinfo: Der Vergleich der durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste nach ausgewählten Berufen beendet den Mythos, dass das Ziel gleicher Lohn für gleiche Arbeit bereits erreicht wäre. In allen Berufen sind die durchschnittlichen Bruttomonats-verdienste der Männer höher als bei Frauen. Ob bei Floristinnen und Floristen, bei Ingenieuren und Ingenieurinnen des Maschinen- und Fahrzeugbaus, bei Raumreinigungskräften oder bei Bürofachkräften, gleiche oder gleichwertige Arbeit wird ungleich bezahlt. Die Entgeltlücke wird sogar durch eine lange Betriebszugehörigkeit nicht. Egal wie lange Kolleginnen und Kollegen dem gleichen Betrieb angehören, die Lohndifferenz bleibt bestehen. Selbst vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen, die länger als 31 Jahre Betriebszugehörigkeit aufwiesen, verdienten durchschnittlich nur 79 % dessen, was ein männlicher Arbeitsnehmer bei gleicher Betriebszugehörigkeitsdauer erhielt.