Petition: Worte schaffen Werte: STOPP der verbalen Gewalt gegen Frauen!

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Sehr geehrter Herr Professor Dr. Ressel,

diese Petition ist verbunden mit der dringenden Bitte, die gemäß Hochschulrecht des Landes Baden-Württemberg bestehende Möglichkeit eines Entzugs der Doktorgrades, für den Fall, dass sich der Inhaber durch späteres Verhalten der Führung des Grades als „unwürdig“ erwiesen hat, bezüglich Ihres Alumnus Herrn Dr. Heiner Merz zu erwägen.
Als Autor der, zwischenzeitlich öffentlich multiplizierten, frauenverachtenden und beleidigenden Äußerung „Quoten nützen übrigens nur unqualifizierten, dummen, faulen, hässlichen und widerwärtigen Frauen; die Guten, bemühten und passend Qualifizierten fanden und finden ihren Weg alleine.“ hat Herr Dr. Heiner Merz erneut einen aktiven Beitrag zur Spaltung unserer demokratischen Gesellschaft geleistet [1]. Darüber hinaus ist fraglich, ob die angeführte Entgleisung des Herrn Dr. Merz die Kriterien, die dem §130 Abs. 1 StGB Volkverhetzung zu Grunde liegen, erfüllt. Nach meinem Verständnis stellt Herr Dr. Merz mit der vorgenommenen Äußerung Artikel 1 unseres Grundgesetzes, den obersten Verfassungsgrundsatz, Maßstab für Legislative, Exekutive und Judikative, in Bezug auf die Würde der weiblichen Menschen in Frage.
Seit einigen Jahren nehme ich verwundert zur Kenntnis, dass die kontinuierliche und sprachlich verrohte Abwertung von Frauen qua „Chick“, „Bitch“, „Pussy“, „Milf“, „Stück“ (bzw. „Bück- bzw. Fickstück“ oder gleich „Fotze“) offenbar im XXL-Schimpfwort „Feministin“ gipfelt. Es scheint ein ganz unverzeihlicher Fehler zu sein, sich für die Anliegen von Frauen stark zu machen.
Dabei machen Frauen in Deutschland zwischenzeitlich knappe 52% der Gesellschaft aus, mit anderen Worten: Das generische Maskulinum ist ebenso undemokratisch, wie der Umstand, dass sich die Mehrheit unserer Bevölkerung immer nur mit angesprochen fühlen darf. Die Namen von Stätten, Straßen und Plätzen sind überproportional männlich, ebenso die Ehrung der Toten (Pressemeldungen), sowie der Lebenden (Auszeichnungen). Im TV überwiegen nach wie vor die männlichen Experten und in vielen großen Tageszeitungen spiegelt sich das Unverhältnis ganz selbstverständlich in der meinungsbildend wertenden Kommentatorenschaft.
Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Worte, wie „Ehrenmord“, „Beziehungstat“ oder gar „erweiterter Suizid“ als Umschreibung eines Totschlags/Mordes neu geschaffene, bereits verankerte Begriffe, die die realen Fakten verfälschen. In der Mehrzahl der Fälle eine Realitäts-Verharmlosung zu Gunsten der Männer. Während jedes Unternehmen für die eigenen Produkte eine eigene Sprache, jede Partei ihren individuellen Wahlslogan kreiert, praktizieren wir gemeinschaftlich die verbale Abwertung des weiblichen Geschlechts. Und wundern uns über die steigende Zahl an häuslicher Gewalt, Femiziden und pathologischen Bewegungen, wie „Incel“.
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ressel, liebe Väter, Brüder, Söhne und liebe Freunde: Ist das die gesellschaftliche Basis, die Ihr Euch für Eure Töchter wünscht? Für Eure Mütter, Schwestern oder Frauen? Wollen Sie, wollt Ihr, dass Äußerungen, wie die des Abgeordneten Dr. Merz weiterhin konsequenzfrei im Raum stehen bleiben dürfen? Ist es im gemeinschaftlich fairen Umgang miteinander nicht elementar, dass wir gerade auf Schlüsselpositionen mit großer Reichweite (Landtagsabgeordneter und Dozent) ein Mindestmaß an aufrichtigem, wechselseitigen Respekt erwarten und auch einfordern?
Mit seiner unsäglichen, öffentlichen Diffamierung von Frauen und der steten Bekräftigung selbiger hat Herr Dr. Merz nicht nur ein beispielhaft würdeloses Verhalten, sondern eine demokratiefeindliche Einstellung unter Beweis gestellt. Insofern ist dringend zu hinterfragen, ob dieser Träger dem, mit gesellschaftlicher Anerkennung verbundenen Doktortitel, den er auch im Kontext seiner Politkarriere einsetzt, je gerecht werden kann.
Davon ausgehend, dass Sie, Herr Prof. Dr. Ressel, über Ihre Fakultäten in Stuttgart hinaus, ein diametral anderes Selbstverständnis Ihrer Promovierenden, als das grenzenlos beschämende des Herrn Dr. Merz, gelehrt und gelebt wissen wollen, bitte ich Sie, als Rektor der Universität Stuttgart darum, sich mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unmissverständlich zur Personalie Merz zu positionieren.

Mit freundlichem Gruß,
Prof. Dr. Kristina Wolff
[1] https://www.welt.de/politik/deutschland/article184958110/AfD-Abgeordneter-wegen-frauenverachtender-Aeusserungen-in-der-Kritik.html

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