Frauen in Baden-Württemberg sind vom Gender-Pay-Gap im Beruf deutlich stärker betroffen als in anderen Bundesländern. Frauen verdienen hier im Schnitt 22,7 Prozent weniger als Männer. Damit liegt Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich an der Spitze. Anlässlich des Equal Pay Day am Montag, den 18. März 2019 äußert sich dazu die Erste Vorsitzende des Landesfrauenrates, Charlotte Schneidewind-Hartnagel: „Entgeltgleichheit ist mehr als „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Gleicher Lohn muss auch für unterschiedliche aber gleichwertige Tätigkeiten gezahlt werden. Die Ursachen der Lohnlücke sind vielfältig und mehr als das Resultat individueller Lebensentscheidungen. Die Unterbezahlung der Arbeit von Frauen (z.B. in Care-Berufen) ist das Ergebnis von geschlechtsbezogenen Vorurteilen über den geringen Wert dieser Tätigkeiten“.
Solange Führungsverantwortung höher wertgeschätzt wird als die Verantwortung für das Wohlergehen von Menschen, solange psycho-soziale Aspekte wie Kommunikationsfähigkeit und Empathie im Entlohnungssystem keine Rolle spielen, solange althergebrachte Rollenbilder Frauen einen geringeren gesellschaftlichen Status zuschreiben als Männern, bleibt das im Grundgesetz verankerte Recht auf Gleichberechtigung ein leeres Versprechen. Nur wenn alle Berufe nach sachgerechten und geschlechtsneutralen Kriterien bezahlt werden, kann der Gender Pay Gap überwunden werden.
Gleichstellungspolitisch und juristisch müssen etablierte Verfahren zur Arbeitsbewertung auf den Prüfstand gestellt werden. Gleichzeitig müssen wir uns als Gesellschaft fragen, ob Produktivität und Wachstum tatsächlich allein das Ziel unseres Wirtschaftssystems sein sollen.
Frauen müssen aufhören, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und darauf zu warten, dass sie gefragt werden. Sie müssen selber fragen: nach Lohntransparenz, nach Gehaltserhöhung, nach Beförderung. Der Aufruf des Landesfrauenrates zum Equal Pay Day 2019 lautet deshalb: „Organisiert euch, solidarisiert euch, holt euch Unterstützung und bietet sie auch euren Kolleg*innen an.“
Nur wer präsent ist, entscheidet, welche Prioritäten gesetzt werden und wie die Lösungen aussehen. Ohne Frauen wird es keine geschlechtergerechten Entscheidungen geben und ohne Parität keine repräsentative Demokratie.“