Pressemitteilung des Landesfrauenrates zum Equal Pay Day 2020 – 21 Prozent Gender Pay Gap sind genau 21 Prozent zu viel!

Pressemitteilung – Stuttgart, 17. März 2020
Landesfrauenrat Baden-Württemberg zum Equal Pay Day 2020
21 Prozent Gender Pay Gap sind genau 21 Prozent zu viel!
Der Gender Pay Gap markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, also den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern. 21 Prozent beträgt diese Lohnlücke aktuell und das sind genau 21 Prozent zu viel! Nach wie vor belegt Deutschland mit diesem Ergebnis einen der hinteren Spitzenpositionen im europäischen Vergleich.

Dass Frauen in ihren Berufen schlechter bezahlt werden als Männer entspricht seit langem der traurigen Realität. Die Erwerbstätigkeit von Frauen tritt häufig hinter der Familienarbeit, Kindererziehung und Angehörigenpflege zurück. Um diese Aufgaben zu bewältigen, kann eine Vielzahl von Frauen deshalb nur in eine Teilzeitstelle auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Dazu kommt, dass Frauen zu großen Teilen in schlechter bezahlten Berufsbranchen als Männer arbeiten, insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen, dem Handel, der öffentlichen Verwaltung und im Bereich Erziehung und Unterricht.

Dass Frauen auch jenseits ihrer Erwerbstätigkeit benachteiligt sind, hat erst in den letzten Jahren Einzug in die Debatte gehalten. „Diese Benachteiligung besteht aus der Tatsache, dass die weibliche Mehrarbeit im familiären Umfeld, im Freundeskreis und auch am Arbeitsplatz keine Entlohnung und nur eine geringe Wertschätzung erfährt. Die unzähligen „kleinen Tätigkeiten“, die Frauen täglich jahrein jahraus verrichten und die das Fundament einer solidarischen Gesell-schaft bilden, werden als selbstverständlich wahrgenommen und eingefordert“, so Prof. Dr. Anja Reinalter, die Erste Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg in Stuttgart.
Zu der bestehenden ungleichen Bezahlung der Erwerbsarbeit von Frauen und Männern addiert sich die unbezahlte, oft aufreibende und strapaziöse Care-Arbeit im Privaten. „Das durch die Teilzeitarbeit, durch Unterbrechung der Erwerbsbiographie und durch geringfügige Beschäftigungen bedingte niedrige Einkommen führt zu einer niedrigen Rente im Alter und davon sind Frauen besonders oft betroffen“, betont Prof. Dr. Anja Reinalter, „nicht nur Alleinerziehende, sondern auch alleinstehende Frauen sind zum Teil viel häufiger vom Armutsrisiko betroffen als Männer. Frauen erhalten in Deutschland im Durchschnitt nur knapp 53 % der Renteneinkommen der Männer“.

Der Landesfrauenrat mahnt anlässlich des Equal Pay Day 2020 eine Abschaffung der Entgeltungleichheit und eine angemessene Anerkennung der privat geleisteten Sorgetätigkeiten an, die sich endlich auch in Entlohnung niederschlagen muss. Denn Geschlechtergerechtigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für eine freiheitliche Demokratie.

Kontakt:

Corinna Schneider Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit Landesfrauenrat

Telefon: 0711/621135