Geschlechtergerecht aus der Krise
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, für zukünftige Krisen gesetzlich festzulegen, dass Krisenstäbe paritätisch unter Einbeziehung der Frauen- und Gleichstellungsministerien, der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und Frauenverbänden zu besetzen sind.
Die Covid-19-Krise hat gezeigt, dass Frauen mit ihrer zum großenteil schlechtbezahlten Arbeit in systemrelevanten Berufen und ihrer unbezahlten Care- und Sorgearbeit die Grundversorgung der Gesellschaft sicherstellen und so die Hauptlast in der Krise tragen. Viel zu spät sind jedoch die Auswirkungen dieser Mehrfachbelastung (Betreuung, mobiles Arbeiten, Homeschooling und Haushalt) von Frauen und Müttern in den Blick von Entscheidungsträger*innen geraten. Bis heute gibt es keine Konzepte, wie die Gesellschaft geschlechtergerecht aus der Krise kommt oder die Nachteile, die Frauen im Lockdown hatten, wirksam ausgeglichen werden können. Die Landesfrauenräte aller Bundesländer mahnen daher eine geschlechtergerechte Verwendung aller öffentlicher Mittel an.
Geschlechtergerechte Besetzung und Begleitung der Gremien Wirtschaft 4.0 und künstliche Intelligenz
Die Landesregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass bei dem an der Hochschule Karlsruhe gegründeten Institut für „Nachhaltige Mobilität“, dem Aufbau eines „Innovationsparks für Künstliche Intelligenz“ und den weiteren Gremien und Regierungsprogrammen, die sich mit Digitalisierung befassen, die zu besetzenden Positionen entsprechend oder analog dem Chancengleichheitsgesetzt paritätisch besetzt werden.
Anrechnung von Kindererziehungszeiten für Kinder, die vor und nach dem 1.1.1992 geboren wurden (Mütterrente)
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, Kindererziehungszeiten für Kinder mit Geburtsdatum vor und nach dem 1.1.1992 innerhalb des jeweils einschlägigen Alterssicherungssystem systemkonform und wirkungsgleich zu berücksichtigen.
Entlastung der Beauftragten für Chancengleichheit
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, die Beauftragte für Chancengleichheit (BfC) in erheblichem Umfang von ihren dienstlichen Aufgaben zu entlasten. Ihre Stellvertreterin muss ebenfalls teilentlastet werden.
Die BfC leistet einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Gleichheit der Geschlechter. Sie ist in ihrer Funktion als Teil der Amtsleitung Vermittlerin und Ansprechpartnerin in der Dienststelle und trägt damit dazu bei, dass Frauen dieselben beruflichen Chancen bekommen wie Männer.
Abschaffung der Regelungen für geringfügig Beschäftigte
450 Euro Job als Haupterwerb abschaffen
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, den 450 Euro Job als Haupterwerb abzuschaffen.
Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass Frauen sich mit diesen Minijobs eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhoffen und dann aus dieser Erwerbsform kaum mehr herausfinden können. Die Tätigkeiten in Nebenbeschäftigungen werden im Lebensverlauf zunehmend als Haupterwerb durchgeführt und machen Wechsel in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse immer unwahrscheinlicher. Für viele Frauen wird der Minijob zur Falle und führt zu Unterversorgung und einer potentiellen Altersarmut.
Gleichstellungsstrategie
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die neue Landesregierung auf, sich auf die Erarbeitung einer ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie zu verständigen. Ziel muss es sein, strukturelle Hemmnisse für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Land zeitnah abzubauen.
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, das Landtagswahlrecht zu reformieren. Die Wahlreform soll neben der Landtagswahl auch die gesetzliche Regelung für die Kommunalwahlen einbinden.
Aufwertung systemrelevanter Berufe
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, sogenannte systemrelevante Berufe stark aufzuwerten. Die Berufe, um die es hier geht, gehören zur kritischen Infrastruktur, die das Leben einzelner Menschen sichern und dafür sorgen, dass Gesellschaft funktionieren kann. Sie orientieren sich am Gemeinwohl, funktionieren auch in der Krise und sie werden in der Regel von Frauen ausgeübt.
Sexualpädagogik Landesprogramm
Die Delegiertenversammlung des Landesfrauenrates Baden-Württemberg fordert die Landesregierung von Baden-Württemberg auf, ein Landesprogramm „Sexuelle Bildung“ aufzulegen.
Sexualpädagogische Angebote in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen dienen der Aufklärung, sexuellen Gesundheit, der Prävention von Missbrauch und dem Schutz vor ungewollten Schwangerschaften. Eine rechtebasierte sexuelle Bildung strebt die Stärkung eines positiven sexuellen Selbstbildes an und fördert Respekt, Gleichberechtigung, Toleranz und Fürsorglichkeit. Sie hinterfragt die Rollenbilder und -erwartungen, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen.
Der Berufsverband Hauswirtschaft e.V. Landesverband Baden-Württemberg stellt einen Aufnahmeantrag auf Mitgliedschaft im Landesfrauenrat Baden-Württemberg
Als neues Mitglied hat die Delegiertenversammlung den Berufsverband Hauswirtschaft e.V. Landesverband Baden-Württemberg in den Landesfrauenrat aufgenommen.
Der Verband ist die berufspolitische Vertretung der hauswirtschaftlichen Fach- und Führungskräfte in Deutschland und ein kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen der Hauswirtschaft.