Zum Internationalen Tag gegen Menschenhandel am 30. Juli – Nulltoleranz gegenüber Gewalt gegen Frauen gefordert – Bilanz am Internationalen Tag gegen Menschenhandel zeigt ein anderes Bild
Rund 150.000 Menschen wurden 2022 Opfer von Gewalt und rund 80% der Gewalttaten treffen bundesweit Frauen. Auch Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung betrifft vor allem Frauen. Der Anstieg bei den ermittelten Opfern von Menschenhandel lag in Deutschland bei 14 %, wobei etwa jedes sechste Opfer regulär nach dem Prostituiertenschutzgesetz angemeldet war (Bundeslagebild Menschenhandel 2023). Die Dunkelziffern sind viel höher. „Gleichwohl gibt es schon bei den veröffentlichten Zahlen keinen Aufschrei. Wie ist es möglich, dass in unserer Gesellschaft solch hohe Zahlen toleriert werden? Warum nehmen wir dies nicht als schrecklichen Missstand in unserer Gemeinschaft wahr?“, fragt Verena Hahn, Zweite Vorsitzende des Landesfrauenrats Baden-Württemberg (LFR BW). „Prostitution fördert Menschenhandel und leistet Gewalt gegen Frauen Vorschub.“
Daher fordert der LFR BW eine Infragestellung von Geschlechterrollen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, um Nulltoleranz gegenüber der Gewalt gegen Frauen und Mädchen durchzusetzen. „Die oft unbewusste Akzeptanz von Rollenstereotypen füttert ein starres Bild von Männern und Frauen, das Gewalt gegen Frauen als tolerierbar erscheinen lässt“, ist sich Hahn sicher. Trotz diverser Gesetzesreformen im Bereich Menschenhandel (2016) gelinge es weiterhin nicht, Prostituierte zu schützen, die Organisierte Kriminalität zurückzudrängen und Menschenhandel und Zwangsprostitution nachhaltig zu bekämpfen. Stattdessen steige die Nachfrage durch Freier und die Opferzahlen im Menschenhandel.
Inzwischen haben sich zahlreiche Parteien, zuletzt die CDU im Herbst 2023, und Institutionen wie das Europaparlament für das Nordische Modell ausgesprochen, das auf dem Sexkaufverbot für Freier, der Entkriminalisierung der Prostituierten, Aufklärung und Schutz für die Prostituierten und der Aufklärung der Öffentlichkeit aufbaut. Ausbeutung, Menschenhandel, Zwang und Gewalt seien in der Prostitution alltäglich, daher bräuchte es darüber hinaus einen Ansatz, der ganz Europa einbeziehe, ist der LFR BW überzeugt. Denn weit über 70% der Prostituierten der EU sind Migrantinnen.