Lina Hähnle

Lina Hähnle erblickt am 3. Februar 1851 in Sulz am Neckar das Licht der Welt. Sie wächst in Rottweil, Schwäbisch Hall und Tübingen auf, aber über ihre Jugend ist nur wenig bekannt. Mit 20 Jahren schließlich heiratet Lina ihren Cousin, den Fabrikanten Hans Hähnle. Dieser ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern setzt sich zudem für soziale Belange ein. Die liberal-progressive Gesinnung im Unternehmen ihres Mannes wirkt sich auch prägend auf Lina Hähnle aus. Sie ist es, die die Einrichtung einer Kinderkrippe für Arbeiterkinder im ehemaligen hähnleschen Wohnhaus motiviert sowie die Gründung einer Stiftung für die Arbeitersiedler in Giengen.

1899 schließlich kommt es in der Stuttgarter Liederhalle zur Gründung des Bundes für Vogelschutz, an dem Lina maßgeblich beteiligt ist. Sie übernimmt sogleich dessen Vorsitz. Eine breite gesellschaftliche Basis ist Lina Hähnle besonders wichtig, sodass auch der Mitgliedbeitrag von 50 Pfennig einer großen Zahl von Menschen den Beitritt ermöglicht.

Sie findet rasch in ihre neue Rolle als Verbandschefin hinein und erwirkt eine Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Schutzbestrebungen für Natur und besonders Vögel. So entwickelt Lina Hähnle die noch heute im NABU übliche Strategie, Naturlebensräume durch Landkauf zu bewahren. Neben allem naturbezogenen Engagement setzt Lina sich zeitlebens für soziale Fragen ein. Problematisch ist dennoch ihr Verhalten während des Dritten Reichs. Seit 1933 ist Lina Mitglied der NS-Frauenschaft und trägt mit ihrem gleichgeschalteten Verband zur Systemstabilisierung bei. Auch wenn im Privaten keine Sympathie zum Regime besteht, ist es doch ein ‚Arrangieren ohne Gegenwehr‘. Verdienste und Schattenseiten ergeben so ein vielschichtiges Bild der Naturschützerin, dessen Aufarbeitung besonders auch der NABU seit 1999 vorangetrieben hat.

Lina Hähnle stirbt im Alter von beinahe 90 Jahren am 01. Februar 1941. Den Bund für Vogelschutz hat sie über drei Herrschaftssysteme von 1899 bis 1938 geleitet.