Die Pflege ist weiblich.
Sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Pflege liegt der Frauenanteil bei über 80 Prozent. Arbeitsverdichtung, Personalmangel, schlechte Bezahlung, unsichere Dienstpläne, zu wenig Zeit für den menschlichen Umgang und wenig Wertschätzung für den Beruf – das alles sind Gründe, die angeführt werden, wenn Frauen den einmal gewählten Wunschberuf frühzeitig wieder verlassen oder in Teilzeit ausüben.
Gleichzeitig steigt der Fachkräftebedarf in der Kranken- und Altenpflege. Bis Ende der 2020er Jahre wird mit einer Lücke von 1,3 Millionen Fachkräften im Gesundheitswesen gerechnet bei stetig steigender Zahl derjenigen, die auf Assistenz angewiesen sind.
Diese Entwicklungen sind weder neu noch überraschend und seit langem bekannt. Jetzt hat sich die „Konzertierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung mit dem Personalnotstand in der Pflege beschäftigt und für 5 Bereiche Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Die Pflegekräfte in Deutschland erwarten zu Recht, dass sich ihre Arbeitsbedingungen, ihre Bezahlung und ihr Aufgabenfeld verändern. Die Arbeitsbedingungen von Fachkräften und Betreuer*innen in der Pflege müssen attraktiv genug sein, damit ausreichend Menschen den Pflegeberuf ergreifen, beibehalten oder wieder in ihn zurückkehren. Wertschätzung des Berufes muss sich auch in einer angemessenen Entlohnung ausdrücken und die Frage „Warum wird die Pflege von Bankkonten so viel besser bezahlt als die Pflege von Menschen?“ sollte sich niemand mehr stellen müssen.
Alleine mit Absichtserklärungen ist es allerdings nicht getan und es braucht eine solide und gerechte Finanzierung der angekündigten Maßnahmen, damit es nicht zu weiteren Erhöhungen der Eigenanteile der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen kommt. Die Bundesregierung und die beteiligten Ministerien stehen deshalb erst am Anfang ihrer Aufgabe. Bis zum Ende der Legislatur ist nicht mehr viel Zeit.
Charlotte Schneidewind-Hartnage
Erste Vorsitzende Landesfrauenrat Baden-Württemberg
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