Ottilie Wildermuth – Ort 2

Ottilie Wildermuth kommt am 22. Februar 1817 als Tochter des Kriminalrats Gottlob Rooschütz zur Welt. Sie ist das älteste Kind der Familie und wächst in Marbach am Neckar auf, wohin ihr Vater infolge seiner Beförderung versetzt worden ist. Schon in jungen Jahren verfasst Ottilie Gedichte und Geschichten, besucht bis zu ihrem 14. Lebensjahr die Volksschule – ihr Wissensdrang ist mehr als ausgeprägt. Mit 16 Jahren besucht Ottilie eine Hauswirtschaftsschule in Stuttgart, lernt dort zwar Kochen und Nähen, aber erhält darüber hinaus keine weitere Bildung. Ottilie erweitert ihre literarischen Kenntnisse auf eigene Faust, bringt sich im Selbststudium auch Englisch und Französisch bei.

1843 heiratet Ottilie den zehn Jahre älteren Philologen Johann David Wildermuth, das Paar wohnt in Tübingen. Ottilie gründet mit weiteren Tübinger Frauen einen „Kranz“, dem sie 34 Jahre bis zu ihrem Tode angehören soll. Darüber hinaus pflegt sie Freundschaften zu einem großen Kreis an Dichtern, Philologen und Gelehrten. Ottilies Bildungsgrad ermöglicht es ihr, an den Arbeiten ihres Mannes teilzunehmen. Sie selbst gibt Englischstunden für Mädchen und betätigt sich karitativ.

1847 schickt Ottilie Wildermuth zum ersten Mal eine Geschichte an Cottas Morgenblatt und hat umgehend Erfolg: Die alte Jungfer wird zum Druck aufgenommen. Es folgen viele weitere Erzählungen, Novellen, Lebensbilder, Familien- und Jugendgeschichten, deren Stoffe sie aus ihrem näheren Umkreis bezieht. Ottilie trifft mit ihren Schriften den Geschmack des Publikums, sodass sie zu eine der bekanntesten Schriftstellerinnen ihrer Zeit avanciert und quer durch alle Gesellschaftsschichten gelesen wird. 1871 erhält Ottilie Wildermuth die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft des Königreichs Württemberg.

Ottilies Gesundheit wird von einem wiederkehrenden Nervenleiden stark angegriffen, im Alter von nur 60 Jahren erliegt sie am 12. Juli 1877 einem Schlaganfall.