Beginenhaus in Reutlingen

BEGINENHAUS IN REUTLINGEN

ENTSTEHUNGSDATEN
1292 – 1726

Frauengemeinschaft der selbstbestimmten Beginen

ERINNERUNGSORT
Gedenktafel am Beginenhaus, Lindenstr. 21-27, 72764 Reutlingen

In dem Beginenhaus lebte die Frauengemeinschaft der selbstbestimmten Beginen, die Teil einer religiösen Frauenbewegung im Mittelalter waren. Frauen lebten im Mittelalter ansonsten unter der Vormundschaft von Vätern oder Ehemännern. Die Beginen verzichteten auf persönlichen Besitz, ernährten sich von eigener Arbeit, neben handwerklichen Beschäftigungen waren sie in der Sterbebegleitung, Mädchenbildung, Alten- und Krankenpflege tätig. Ihr Verzicht auf Ehe und Sex galt nur für die Zeit der Zugehörigkeit zur Beginengemeinschaft.

Die Beginen wurden ab 1300 teilweise von der Inquisition als Ketzerinnen verfolgt und getötet. In Reutlingen waren sie bis zur Reformation im Jahr 1524 gesellschaftlich verankert und anerkannt.

Die Reformation aber lehnte die Lebensform der Beginen ab und verlangte, dass Frauen wieder auf ihre Rollen als Mütter und Ehefrauen reduziert wurden.

Erstmals erwähnt wurde das Reutlinger Beginenhaus 1292, das 1726 beim Großen Stadtbrand in Reutlingen abbrannte. Es ist nur noch der Gewölbekeller erhalten. Im heutigen Baden-Württemberg gab es um das Jahr 1500 ungefähr 100 Beginenhäuser. Heute entstehen im Gefolge der neuen Frauenbewegung wieder Beginenhäuser als alternative gemeinschaftliche Wohnprojekte von Frauen, jedoch ohne religiöse Ausrichtung.